Sammelprofil

Wir sammeln

  • Materialien von Gruppen, Initiativen und Einzelpersonen aus dem deutschsprachigen Raum, die außerhalb oder am Rande der traditionellen Parteien und Verbände, d.h. selbstorganisiert bzw. selbstverwaltet im politischen, sozialen oder kulturellen Bereich arbeiten und emanzipative Ziele verfolgen.
  • also im weitesten Sinne Neue Soziale Bewegungen aus alternativen, linken, ökologischen, undogmatischen, internationalistischen, feministischen, friedensbewegten und basisbezogenen Milieus.
  • Materialien, die nach 1945 erschienen sind; der Schwerpunkt liegt aber auf der Zeit von Anfang der sechziger Jahre bis heute.
  • mit dem Schwerpunkt Nordrhein-Westfalen.
  • vor allem „Graue Literatur“ und Archivgut, also einerseits Zeitungen, Zeitschriften, Flugblätter, Dokumentationen, aber auch Plakate, Fotos, Audiokassetten, Aktionsmaterial bis hin zu Interna wie Protokolle, Korrespondenzen, Arbeits- und Diskussionspapiere.

 

Unsere thematischen Schwerpunkte sind

 

Wir wollen

  • linksalternative Geschichte/n bewahren.
  • verhindern, dass die kleinen, dezentralen und oft sehr kurzlebigen Initiativen dem Vergessen anheimfallen und ihre Materialien verlorengehen.
  • Wissenschaft und Forschung Materialien zur Verfügung stellen, die nirgendwo sonst systematisch gesammelt und erschlossen werden.

 


 

Unsere thematischen Schwerpunkte

 

ArbeiterInnen und Betriebe

MaoistInnen, RevisionistInnen, TrotzkistInnen und Spontis machten Betriebsarbeit, verteilten Flugblätter vor den Werkstoren und gaben Betriebszeitungen in kleiner Auflage heraus, von denen die meisten heute verschollen sind. Im afas haben wir rund 260 Zeitschriftentitel katalogisiert, gut ein Drittel davon stammt aus Ruhrgebietsstädten. Wenige Titel stammen aus den 1960er Jahren, die meisten aus den 1970er und 1980er Jahren. Etwa die Hälfte der Titel ist von Parteien, die andere Hälfte von unabhängigen Gruppen herausgegeben. Mit 460 verzeichneten Titeln sind aber auch die Broschüren eine Fundgrube für das Thema ArbeiterInnen und Betriebe.

Autonome, AnarchistInnen, AntifaschistInnen

In all ihrer Diversität gehören Autonome, AnarchistInnen und AntifaschistInnen zu den radikaleren Lagern linker AktivistInnen und richten ihre Kritik gegen den Staat, gegen das System als solches. Die Frage, bei welcher Form der Militanz die Illegitimität beginnt, wird von den unterschiedlichen ProtagonistInnen wohl kaum jemals einstimmig beantwortet werden. Anders als antifaschistische Gruppen sind „die“ Autonomen aufgrund ihrer tendenziellen Unorganisiertheit schwer aufzubewahren, unikale Archivalien gibt es selten. Dank vielfältiger Überschneidungen finden sich im afas jedoch zahlreiche Zeitschriften und Broschüren, Buttons, Aufkleber und einige Flugblätter zu allen drei Gruppierungen.
Im afas gibt es in der Sachgruppe AnarchistInnen/Autonome/Spontis 380 Zeitschriftentitel, 600 Broschüren und 280 Plakate, in der Sachgruppe AntifaschistInnen 150 Zeitschriftentitel, 750 Broschüren und 410 Plakate.

BürgerInneninitiativen und Selbsthilfegruppen

Ein wenig „bürgerlicher“ und alltagspragmatisch geht es oft in BürgerInnen-Initiativen und Selbsthilfegruppen zu. Menschen schließen sich zusammen, um einem ganz konkreten Problem der eigenen Lebenswelt zu begegnen. Im afas beherbergen wir zum Beispiel Materialien von Initiativen und Gruppen, die sich mit Mietproblemen, Stadtsanierung oder Verkehrspolitik auseinandersetzen, die gegen eine Giftmülldeponie in der NachbarInnenschaft kämpfen oder sich über ihre Erfahrungen als Psychiatrie-Betroffene/r austauschen wollen.

„Dritte“ Welt, Internationalismus, Globalisierung (u.a. die Anti-Apartheid-Bewegung)

Die Sammlung umfasst rund 1.380 Zeitschriftentitel und rund 7.590 Broschüren, die zeitlich in den 1950er Jahren einsetzen und thematisch die gesamte Vielfalt der Solidaritätsgruppen und ihrer Aktivitäten widerspiegeln. Das reicht von Publikationen zu Algerien über solche zu Vietnam, Persien, Kuba, Chile, Nicaragua, Mosambik, Südafrika, Südasien und vielen anderen Ländern bis hin zu den Materialien der Anti-IWF-Kampagne oder den aktuellen Kampagnen für fairen Handel.
1999 hat das afas die umfangreiche Sammlung von Dokumenten der Anti-Apartheid-Bewegung (AAB) übernommen, gesichert und erschlossen. Die Sammlung enthält überwiegend interne Dokumente, Periodika und Broschüren aus dem deutschsprachigen Raum. Dazu kommen Korrespondenzen, Plakate, Transparente, Tonträger, Fotos, eine Ausstellung und eine kleine Bibliothek. Da die AAB international vernetzt war, gehören zum Bestand auch Materialien von Anti-Apartheid-Gruppen aus der ganzen Welt, v.a. aus den Niederlanden und Großbritannien.

Frauen-, Lesben- und Schwulenbewegung

Trotz aller bis heute anhaltenden Diskussionen um gleichen Lohn für gleiche Arbeit oder das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung kann die Neue Frauenbewegung viele Erfolge verbuchen. Forderungen, die in den 1970er Jahren noch als Provokation aufgefasst wurden, sind heute – zumindest auf dem Papier – umgesetzt. Die Kontinuitäten und Erfolge der Frauen- und Lesbenbewegungen lassen sich am besten anhand ihrer Dokumente nachvollziehen. Die frühesten Dokumente im afas hierzu stammen aus der Anfangszeit der Neuen Frauenbewegung, den frühen 1970er Jahren. Ob mit den Lesben oder ohne: auch Schwule haben sich, insbesondere seit der Aids-„Krise“ in den 1980er Jahren, für ihre Rechte und gegen die Diskriminierung homosexueller Lebensentwürfe eingesetzt. Aktuell baut das afas seinen Bestand zu Publikationen aus dem mannigfaltigen Gender-, Bi-, Trans-, Inter-, Queer- und *-Spektrum aus.
Der Bestand umfasst rund 450 Zeitschriftentitel für die Sachgruppe Frauen/Lesben und 80 Zeitschriftentitel für die Sachgruppe Männer/Schwule; etwa 1.450 (Frauen/Lesben) und 100 (Männer/Schwule) Broschüren; 380 (Frauen/Lesben) und 90 (Männer/Schwule) Plakate sowie den großen Archivalienbestand der Initiative Frauen-Presse-Agentur, die von den 1970er Jahren bis zum Jahr 2000 aktiv war.

Friedensbewegung

Pazifismus findet heute nicht den Zulauf, den er eigentlich benötigt. In den Hochphasen hat die deutsche Friedensbewegung Massen auf die Straßen gebracht, beispielsweise in den 1980er Jahren, als sie gegen die Stationierung von Pershing II-Mittelstreckenraketen mobilisierte. Neben zahlreichen Zeitschriften, Broschüren, Plakaten, Buttons und Archivalien, verwahren wir eine große und inzwischen digitalisierte Audio-Kassetten-Sammlung, auf denen Interviews mit ProtagonistInnen der deutschen und internationalen Friedensbewegung zu hören sind.
Die Sachgruppe Frieden/Antimilitarismus umfasst neben den Archivalien übersetzt 430 Zeitschriftentitel, 2.650 Broschüren und 550 Plakate.

Grüne Nordrhein-Westfalen

Das afas hat aus den 1980er und 1990er Jahren viele Publikationen von Grünen Orts- und Kreisverbänden aus NRW, aber auch programmatische Materialien der NRW-Landesgeschäftsstelle, der Grünen Landtagsfraktion NRW und der Bundespartei gesammelt. Dadurch kann anhand von Originaldokumenten empirisch überprüft werden, wie parlamentarische und außerparlamentarische Arbeit miteinander verknüpft wurden. Insgesamt liegen 420 Grüne Zeitschriften und 790 Broschüren katalogisiert und verschlagwortet vor, davon sind 300 Zeitschriften und 250 Broschüren aus NRW. Grüne Plakate aus NRW und von der Bundespartei umfassen rund 220 Verzeichnungen.

Kommunistische und sozialistische Gruppen

AktivistInnen, die den Aufbau einer neuen Gesellschaftsform im Sinn haben, wandten sich insbesondere von den 1960er bis 1980er Jahren kommunistischen und sozialistischen Modellen zu, für die sie in Universitäten, Schulen, Betrieben und auf der Straße agitierten. Die Ausprägungen, Traditionslinien und Abspaltungen waren unübersichtlich – umso wichtiger, dass sie archiviert werden! Einen einzigartigen Archivbestand hat das afas von der trotzkistischen Gruppe Internationale Marxisten (GIM) übernommen. Einen weiteren, nicht minder einzigarten, jedoch kleineren Bestand von der KPD/ML und der Kommunistischen Jugend Deutschlands. Neben diesen Archivalien und vielen schön anzusehenden Devotionalien beherbergt das afas rund 450 Zeitschriftentitel, 600 Broschüren und 180 Plakate zu und von kommunistischen und sozialistischen Gruppen.

Musik (hier vor allem Fanzines), Literatur, Kultur und Kunst

Der Kosmos der Fanzines ist unüberschaubar geworden und es gibt Fachliteratur, die sich mit feministischen Comic-Zines, Artcore-Zines, Social Beat-Fanzines oder Oi-Skins beschäftigt. Im afas sind über 500 Musik-Zeitschriftentitel verzeichnet, viele davon sind Fanzines. Zudem wurden SPEX-Ausgaben der Jahre 1980 – 2002 komplett im afas ausgewertet, eine Datenbank aller Artikel, Platten-, Buch- und Filmbesprechungen aufgebaut und zwei gedruckte Registerbände und eine CD-Rom veröffentlicht.
Das afas sammelt aber auch literarische und künstlerische Zeitschriften, die jenseits des Mainstreams erscheinen und sich kritisch mit gesellschaftlichen und ästhetischen Fragen auseinandersetzen. Viele der Zeitschriften erscheinen im Selbstverlag in kleinen Auflagen, sind nur einem kleinen LeserInnenkreis bekannt, da sie allein über die Redaktion oder ausgewählte Buchläden zu erwerben sind.
Im Bereich Literatur, Kultur und Kunst sind im afas rund 540 Zeitschriftentitel und 490 Broschüren zu finden.

Umwelt- und Anti-AKW-Bewegung

Gruppen und Kampagnen, die sich für Ökologie, Naturschutz, Nachhaltigkeit, Ernährung, Landwirtschaft und Klima engagieren, dürfen im Archiv für alternatives Schrifttum nicht fehlen. Insbesondere die Anti-Atomkraft-Bewegung nimmt hier einen gewichtigen Platz ein. Für das Spektrum Umwelt- und Anti-AKW-Bewegung sind im afas rund 400 Zeitschriften-Titel, 1.400 Broschüren, 353 Plakate und 1.460 Objekte (Buttons, Aufkleber etc.) recherchierbar.

Universitäten

Obwohl das afas erst 1985 gegründet wurde, hat es aus der Hochphase der studentischen Protestbewegungen der 1960er Jahre und den alternativen, studentischen Gruppen der 1970er und 1980er Jahre viele Dokumente zusammengetragen. Besonders aus den Universitäten Bochum, Bonn, Düsseldorf, Essen, Köln und Münster liegen umfangreiche Bestände vor. Das Sammelgebiet ‚Universitäten‘ gehört zu den größten des Archivs. Hunderte von kleinen Zeitschriften, Broschüren und Plakaten sind in der Datenbank erfasst. Viele weitere Publikationen, z.B. alternative Vorlesungsverzeichnisse, Erstsemesterinfos, Infos von Lesben- oder Schwulenreferaten, AStA-Ratgeber, Streik-Infos und Plakate sind nicht katalogisiert, aber in den Bestand integriert und benutzbar.

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