Michael Lefknecht, geb. 1948 in Hamburg, gest. 2016 in Duisburg, war Arzt und Umweltmediziner, der in verschiedenen Bürgerinitiativen in Duisburg und Umgebung aktiv war. In diesen kämpfte er jahrzehntelang für eine gesunde und lebenswerte Umwelt und gegen Umweltgifte.

Das afas erhielt den Nachlass 2017, die Materialien waren größtenteils ungeordnet in Kartons. In den Unterlagen sind zum einen Original-Dokumente von Michael Lefknecht und den verschiedenen Bürgerinitiativen (u.a. Korrespondenz, Flugblätter, Protokolle von Sitzungen der Bürgerinitiativen) vorhanden, zum anderen Kopien von Anträgen und Gutachten für Industrieprojekte, gegen die Lefknecht protestiert hat.

1988 hat sich (zunächst unter dem Namen Bürgerinitiative gegen Giftmüllverbrennung) die Bürgerinitiative gegen Umweltgifte Duisburg Nord gegründet, um gegen den Bau eines Entsorgungszentrums im Duisburger Norden (EZD) zu kämpfen. Insbesondere ihre Arbeit ist im Nachlass anhand zahlreicher Unterlagen dokumentiert. Die Bürgerinitiative stritt mit Vertretern der Stadt Duisburg und der Industrie und informierte die AnwohnerInnen an Informations- und Diskussionsabenden, mit Flugblättern und offenen Briefen. Mitglieder der Bürgerinitiative und von ihr beauftragte Sachverständige und Rechtsbeistände nahmen an Erörterungsterminen von Prüfverfahren zum EZD, aber auch von anderen Industrieprojekten teil. Es gelang der Bürgerinitiative zudem, zu einer Großdemonstration am 2.11.1991 in Duisburg-Marxloh ca. 3.000 Personen zu mobilisieren. Letzten Endes, nach ca. 8 Jahren Protest, wurde 1995 beschlossen das EZD nicht zu bauen.

Die Bürgerinitiative protestierte noch gegen einige weitere Projekte verschiedener Firmen in Duisburg, wie den Neubau der Kokerei mit Nasslöschung und die Errichtung des Hochofen 2 der Firma Thyssen.

Weitere Initiativen, in denen Lefknecht aktiv war und deren Dokumente in Nachlass vorhanden sind:

• Ärzteinitiative Umweltmedizin Duisburg
• Bürgerbewegung gegen den Häuserabriss in Marxloh: Zusammenschluss von Bürgern, die gegen den Abriss ihrer Häuser für ein Projekt namens „Grüngürtel“ protestierten
• Bürgerinitiative gegen Elektrosmog
• BISS – Bürgerinitiative gegen Sondermüllverbrennung Solvay in Rheinberg
• Initiative für Marxloh, Runder Tisch Marxloh, Marxloher Bündnis
• Ärzte- und Apotheker-Initiative Niederrhein für Umwelt und Gesundheit
• Schutz-Initiative Rheinberg Mobilfunksmog (SCHIRM)

Daneben waren auch einige Broschüren, Zeitschriften und Plakate sowie mehrere CD-Roms im Nachlass vorhanden.

Der Nachlass von Michael Lefknecht konnte durch die finanzielle Unterstützung des Landschaftverband Rheinland, des Landes Nordrhein-Westfalen und der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur 2021-2022 erschlossen werden.