Vegetarierbund Deutschland (VEBU)

Der Bestand umfasst insgesamt 144 Ordner und 131 Zeitschriften, die in unserer Datenbank erfasst wurden. Einen kleinen Teil des Bestandes bilden die ältesten Unterlagen (ca. 1860er-1930er), welche einen breiten Einblick in die Entstehung der vegetarischen Bewegung in Deutschland geben. Die Unterlagen von Adolf Briest (Mitbegründer der ersten Vegetarier Union Deutschland) aus dem Zeitraum 1940er-1970er Jahre behandeln u.a. die Vegetarische Woche 1948 und Briests vegetarisches Siedlungsbestreben. In den Dokumenten werden insbesondere Konflikte zwischen verschiedenen VertreterInnen der vegetarischen Bewegung in der Nachkriegszeit deutlich. Den größten Teil des Bestandes bilden die Interna der Vegetarier-Union Deutschland Hannover und des späteren VEBU (1950er-2010er). Die Unterlagen geben Auskunft über die interne Organisation und insbesondere auch die internationale Vernetzung deutschen VegetarierInnen. Inhaltlich geht es dabei vor allem auch um die Welt-Vegetarier-Kongresse 1908-2008, die Silvestertreffen 1976-2016, den Europäischen Vegetarier-Kongress 1985-2001, die Kongresswoche 100 Jahre Vegetarier-Bund 1992, die VEBU-Jubiläumsfeier 2012 oder das Projekt Vegucation.

Das afas erhielt den Bestand 2016, nachdem er längere Zeit in einem teilweise unbewohnten Haus in Göttingen lagerte. In den Unterlagen befinden sich Interna in Form von Original-Korrespondenzen und Protokollen zu Sitzungen und Tagungen, darüber hinaus jedoch auch Flugblätter, Broschüren, Zeitschriften, Fotos und Objekte wie z.B. Aufkleber. Neben Unterlagen des VEBU befinden sich im Bestand auch Dokumente folgender Gruppen und Initiativen:

  • Vegetarier Union Sontra/Süttorf
  • Bodenwerk
  • Bund für Lebenserneuerung – Gemeinschaft für ethische Lebensgestaltung, Vegetarismus und Lebensreform
  • deutsche reform-jugend      
  • Deutscher Vegetarier-Rat
  • Vegetarier-Union Deutschland Hannover
  • Vegetarischen Gesellschaft Stuttgart
  • Freundeskreis der deutschen reform-jugend – Gemeinschaft junger Lebensreformer 

Die vegetarische Bewegung in Deutschland geht auf den Theologen Eduard Baltzer zurück, der am 21. April 1867 im thüringischen Nordhausen den Verein für natürliche Lebensweise gründete. Damit legte er den Grundstein für die Geschichte der vegetarisch-veganen Vereine in Deutschland. Nach Umbenennung des Vereins in Deutscher Verein für naturgemäße Lebensweise und Zusammenschluss mit dem Deutschen Verein für harmonische Lebensweise sowie einigen anderen Lokalvereinen gewann die vegetarische Bewegung in Deutschland an Aufschwung. 1908 fand in Leipzig erstmals ein Internationaler Welt-Vegetarier-Kongress statt, auf dem auch die  International Vegetarian Union (IVU) gegründet wurde. Mit der Machtübernahme der Nazis brachen für den Deutschen Vegetarier-Bund schwere Zeiten an. Die Vegetarierverbände waren im NS-Staat unerwünscht und wurden verdächtigt, den Pazifismus zu fördern, weswegen sie mit negativer Berichterstattung und bürokratischen Hürden zu kämpfen hatten. 1935 sollten alle Vegetarierverbände in die von der NSDAP geleitete Deutsche Gesellschaft für Lebensreform überführt werden. Der Deutsche Vegetarier-Bund beschloss am 18.02.1935 seine Auflösung, um diesem Schritt zu entgehen. Viele andere Verbände folgten diesem Beispiel.

In der Nachkriegszeit gründete Adolf Briest 1946 die Vegetarier Union Deutschland (VUD). Seine Bestrebungen lagen vor allem in der Realisierung eines vegetarischen Siedlungsvorhabens. Aus den Unterlagen geht jedoch auch hervor, dass sich zwischen ihm und anderen vegetarischen Verbänden, insbesondere der Deutschen Vegetarier-Union Ebbhausen (Helmuth Th. K. Rall), starke Konflikte ergaben, welche die Bewegung innerlich aufspalteten.

1973 schlossen sich die VUD und der Freundeskreis der deutschen Reformjugend unter dem Namen Bund für Lebenserneuerung – Vereinigung für ethische Lebensgestaltung, Vegetarismus und Lebensreform zusammen. 1985 wurde dieser Bezeichnung der Name Vegetarierbund Deutschland vorangestellt, seit 2008 hieß der Verein nur noch Vegetarierbund Deutschland (VEBU), 2017 nannte sich der Verein in ProVeg um.

Zu den wichtigsten Publikationen des Bestandes gehört die von Eduard Baltzer 1868 herausgegebene Vereinszeitschrift „Vereins-Blatt für Freunde der natürlichen Lebensweise“. Neben Magnus Schwantjes „Ethische Rundschau“ gehören beide zu den ältesten Zeitschriften des Vegetariertums im afas. Danach wurden in ganz Deutschland weitere Zeitschriften herausgegeben, beispielsweise „Der Vegetarier“ von 1956-1998 als wichtigstes Organ der Vegetarier-Union Deutschland e.V., sowie die Nachfolge-Zeitschrift „natürlich vegetarisch“.